Edmund Rumpler. Wegbereiter der industriellen Flugzeugfertigung.
Dieser Band, der die Geschichte der ältesten und bis 1918 größten deutschen Flugzeugfabrik behandelt, schließt eine Lücke in der Reihe "Die deutsche Luftfahrt". Der Aufschwung der von Edmund Rumpler 1908 in Berlin gegründeten Firma, E. Rumpler Luftfahrzeugbau, begann mit dem Nachbau eines von Igo Etrich entwickelten Tauben-Eindeckers, der aufgrund seiner naturgesetzlich geformten Tragflächen eine bis dahin unerreichte Flugstabilität besaß. Die Edmund-Rumpler-Taube gewann 1911 auf Anhieb nahezu alle Flugwettbewerbe und wurde als erster Eindecker von der Heeresverwaltung und der Marine in Dienst gestellt. Anschließend wurde Rumpler zum Wegbereiter der industriellen Flugzeugfertigung, in dem er einen optimierten "Einheitstyp" schuf und ab 1912 als erstes deutsches Flugzeug in Großserie baute. Die Rumpler-Taube blieb bis zum Beginn des Weltkrieges als Standard-Aufklärer im Einsatz. Anfang 1912 war eine Ausführung mit zwei gekoppelten Triebwerken das erste zweimotorige Flugzeug. Zeitgleich wurde mit einer Rumpler-Taube die erste offizielle deutsche Luftpost befördert. Auf der Grundlage einer weithin bahnbrechenden Erforschung der aerodynamischen Gesetzmäßigkeiten baute das 1916 in Rumpler-Werke AG umbenannte und erweiterte Unternehmen bis Kriegsende beträchtliche Stückzahlen von Land- und See-Doppeldeckern. Als Spitzenerzeugnisse galten die Aufklärer Ru C l, Ru C IV und Ru C VII, die bezüglich Steigfähigkeit, Höhentauglichkeit und Geschwindigkeit allen anderen C-Flugzeugen überlegen waren. Neben einem Großbomber und diversen Kampfzweisitzern wurde auch ein Kampfeinsitzer entwickelt, der bezüglich seiner Leichtbauweise und Aerodynamik neue Maßstäbe setzte. Nach Kriegsende betrieb Rumpier mit umgebauten Kriegsflugzeugen einen Luftverkehr. Außerdem schuf er ein legendäres "Tropfenauto" und erstellte Entwürfe für einen 1000-PS-Motor und ein Trans-Ocean-Flugboot. Als Unternehmer konnte er aber nicht erneut Fuß fassen. Nachdem der Rumpler Luftverkehr eingestellt werden musste, verhinderten die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch den Serienbau seiner Automobile und Flugzeuge. Als er sich Mitte der dreißiger Jahre an der Entwicklung eines "Volkswagens" beteiligen wollte, setzte die Rassenpolitik der Nationalsozialisten seinem Schaffen ein vorzeitiges Ende.
Jörg Armin Kranzhoff: 2004
280 Seiten